Presse und Radio

Husumer Nachrichten 23.08.2018

Das Wandern ist der Musikerin Lust

– Von Sabine Voiges –
„Heute hier, morgen dort“: Frei nach diesem Motto begibt sich das „Ensemble Unterwegs“ seit 2009 einmal im Jahr auf musikalische Walz. Soll heißen, Annette Walther (Violine), Friederike Imports (Viola), Anna Betzl-Reitmeier (Cello) und Barbara Schachtner (Sopran), die unter anderem in Köln und Düsseldorf leben, packen ihre Instrumente ein und tauschen den Konzertsaal für einige Tage gegen ein Leben als Wandermusiker – ohne Geld, ohne Handy und ohne gebuchte Zimmer. Denn Kost und Logis erspielen sich die vier Berufsmusikerinnen ausschließlich mit Konzerten, die sie vor Geschäften, in privaten Gärten oder an Bushaltestellen geben. Auf diese Weise haben die vier Künstlerinnen jetzt die Inseln Nordstrand und Pellworm erkundet – und dabei viel erlebt. Nach dem Start in Wobbenbüll, wo mit Dr. Konrad Holzapfel ein Onkel von Friederike zuhause ist, machte die Gruppe an der Schäferei Baumbach auf Nordstrand Station. „Plötzlich standen drei junge Frauen vor mir, die höflich fragten, ob sie bei uns auf dem Hof Musik machen dürften. Erst war ich perplex, denn so etwas habe ich bisher noch nicht erlebt. Aber kurze Zeit später waren die Kunden, meine Eltern, die Mitarbeiter und ich einfach nur noch von der Musik und vom Charme der Mädels hingerissen“, erzählt Dörre Baumbach begeistre. Ähnlich ging es anschließend beim Gastspiel auf dem Pharisäerhaft zu. Und auch die Überfahrt am nächsten Morgen „zahlten“ die Musikerinnen mit einem Konzert am Deck, das mit viel Applaus der Crew sowie der überraschten Fahrgäste besagt wird.
„Wir wünschen uns immer etwas für den Tag. Oft geht das dann in Erfüllung. Beim Besuch des Pellwormer Leuchtturms hat es jedenfalls einmal mehr prima geklappt“, berichtet Annette Walther schmunzelnd. Sie seien gleich nebenan mit sehr netten Leuten ins Gespräch gekommen. Und diese spendierten schließlich nicht nur einen Schlafplatz in ihrem Schuppen, sondern gleich auch ein leckeres Essen in fröhlicher Runde. „Wir haben tolle Gespräche geführt und viel über das Inselleben erfahren. Wenn uns jemand mir Geschichten und Erzählungen an seinem Leben teilhaben lässt, ist das eine enorme Bereicherung für uns“, ist sich das Quartett einig.
„Wir gehen Walz, um die klassische Musik direkt an die Menschen zu bringen. Aber nur Urlaub ist das nicht, denn die Erlebnisse verarbeiten wir in unserm Programm, das wir als interaktives Erzählkonzert gestalten. Daraus ergibt sich ein ganz neuer Dialog mir dem Publikum, der uns große Freude macht“, erläutert Anna Betzl-Reitmeier.
Ebenfalls auf einen spendablen Wirt sowie auf interessiertes Publikum traf das Ensemble an der Badestelle Lüttmoorsiel, dem vorletzten Etappenziel der Wandertage. „Wie schön das klingt. Da geht einem richtig das Herz auf“, lobte hier unter anderem Liesel Pfahlbusch aus Recklinghausen den professionellen Vortrag. Am gleichen Abend stand schließlich das Abschlusskonzert bei Hans-Peter Andersen im Sönke-Nissen-Koog an. Wie an allen anderen Orten nahmen die Musikerinnen auch hier die Zuhörer mit ihrem meisterlichen Vortrag in kürzester Zeit für sich ein.
Welche Geschieden aus Nordfriesland die Vier künftig bei ihren Auftritten erzählen, war bei der Abreise zwar noch nicht raus. Doch das sich das Lied „Wo die Nordseegellen trecken an den Strand“ im Programm wiederfinden werde, sei ziemlich sicher…

SWR 2 Hörfunk, 12.10.2015, 19.20 Uhr | Tandem | Mit dem Cello huckepack – Musikerinnen auf der Walz | Feature über unsere Wandertour 2015 von Sabine Fringes | Wiederholung am 13.10.2015, 10.05 Uhr

Westdeutscher Rundfunk, 01.06.2014 | WDR 3 Musikkulturen | Frauen in Fahrt | von Sabine Fringes | Redaktion: Werner Fuhr
1. Teil


2. Teil

Radiowerkstatt Bonn , Juni 2013 | Beitrag anlässlich des Musikprojekts im Altenheim Marienhaus Bonn | von Daniel Hauser

Westdeutscher Rundfunk, September 2012 | Portrait des Ensemble Unterwegs anlässlich der Kölner Musiknacht 2012 | von Thomas Daun
1. Teil


2. Teil[

Saarländischer Rundfunk, September 2012 | Ein Beitrag von Gabi Szarvas für SR2 KulturRadio

 

Saarbrücker Zeitung, 14.09.2013

Abwechslungsreicher musikalischer Ausflug nach England

„Ensemble Unterwegs“ gehört bereits zu den Stammgästen der Saarbrücker Sommermusik.[…] Ihr dichtes homogenes Zusammenspiel ließ kaum Wünsche offen, zudem führten sie ausgiebig moderierend durch den Abend: Zwischen den trotz der kleinen Besetzung in vollmundigem Streichersound erklingenden Shakespeare-Songs „Let us garlands bring“ Finzis etwa wurden die deutschen Übersetzungen gelesen. Ganz in ihrem Element schien Barbara Schachtner: Mit ihrem warmen lyrischen Sopran konnte sie vielerlei Facetten zeigen, bis hinein ins kräftige Forte beim letzten von Vaughan-Williams „5 English Folk Songs“. […] Mit Spannung erwartet: die Uraufführung der eigens für die Sommermusik komponierten Lieder für Sopran und Streichtrio nach Gedichten Paul Celans des in Salzburg lebenden Autors Shane Woodborne. In den kompetenten Händen des Ensemble Unterwegs fehlte es den neoromantisch timbrierten Schöpfungen weder an Dramatik noch an Ausdruckstiefe. Prädikat: rundum gelungen. (uhr)

Saarbrücker Zeitung, 25.09.2012

Sommermusik lud ein zu packender Reise in Schuberts Liederwelt

[…] Die makellose und intensive Wiedergabe von Woodbornes einfühlsamer Bearbeitung rückte mancherlei instrumentale Binnenstruktur sogar klarer in den Fokus als das Klavieroriginal. Barbara Schachtner ließ es an stimmlicher Fülle, an Schmelz und Elastizität ebenso wenig mangeln wie an dramatischen Untertönen und wohl dosierten Aufwallungen. […]Verdiente Ovationen für eine packend plastische Reise in die düstere Schubert’sche Liederwelt. (uhr)

Trostberger Tagblatt, 25.08.2012

Mit Cello und Notenständern auf der Walz

– von Katrin Detzel –
Drei Regeln haben sich die vier Musikerinnen des „Ensemble Unterwegs“ auferlegt: 1. weder Bargeld noch EC-Karte im Gepäck, 2. alles wird zu Fuß gegangen, 3. kein Telefon. Wie der Name schon sagt, sind sie unterwegs. Jede der vier Frauen hat rund 17 Kilo zu schleppen: Rucksack, Isomatte und Schlafsack und alles was man sonst so braucht. Für Kost und Logis machen sie Musik – mal in Wirtshäusern, mal bei Privatleuten. Jedes Jahr im Sommer sind sie quasi auf der Walz; heuer vom 17. bis 25. August zwischen Aschau am Inn und dem Chiemsee. Die genaue Strecken- und Zeitplanung überlassen sie dem Zufall. Einzige Fixpunkte sind zwei Konzerte [..]
„Nein, Urlaub ist das nicht.“ Nie, sagt Eva, würde sie im Urlaub wandern gehen. Sie sieht die jährliche Tour als „die Wurzel des Ensembles“. Denn auch das Jahr über geben die vier Frauen Konzerte. Dabei erzählen die Anekdoten von ihrer Zeit als Wandermusikerinnen und singen Volkslieder. Volkslieder deshalb, weil ihre Generation – alle sind so um die 30 Jahre alt – diese zu vergessen droht. „Aber auch, weil die Musik nah dran ist an den Menschen, für die wir spielen“, erklärt Anna. Die Distanz zwischen Künstlern und Publikum, wie sie meist bei klassischen Konzerten herrscht, wollen sie abbauen. Das Publikum soll einbezogen werden, soll Teil der Tour werden.
Im vierten Jahr sind sie „auf der Walz“ – bisher waren sie in Barbara Schachtners niederbayerischer Heimat, in Eva Hennevogls Heimat Franken und in Münster, wo Friederike Holzapfel aufwuchs, unterwegs. Heuer ist die Gegend aus Anna Reitmeiers Kindheit an der Reihe: Sie wurde in Aschau am Inn geboren und war in ihrer Jugend sehr aktiv bei der Trostberger Musikschule. Inzwischen lebt Barbara in Köln, Eva in Frankfurt, Anna und Friederike wohnen in Essen. Alle vier haben Musik studiert, arbeiten als freischaffende Profimusiker.
Wenn sie über Lande ziehen, steuern sie bewusst kleine Orte an, gerne spielen sie auf Einödhöfen oder in Wohnzimmern. Fußgängerzonen und touristische Plätze meiden sie. Ziel ist es, die Musik zu den Leuten zu bringen.
Auch in Seeon haben sie in einem Wohnzimmer gespielt, sogar den ganzen Dienstagvormittag dort für ihr Konzert am Abend im Kloster geprobt. Spät waren sie am Montagabend in Seeon eingetroffen. Ein älterer Herr, der auf seiner Parkbank saß, sprach sie schließlich an. Mit dem vielen Gepäck hätten sie ihm leid getan, sagt er. Nach einem kurzen Gespräch lud er sie zu zwei Nächten bei seiner Familie ein. Die vier genossen die Zeit in seinem jahrhundertealten Holzhaus mit eigenem Seerosen-Badesteg im Seeoner See. Ihr Konzert im Klosterhof wurde ein großer Erfolg. „80 Sitzplätze waren vorbereitet. Und dann kamen 130 Leute und haben sich aus allen Ecken Stühle zusammengetragen“, erzählt Anna. Als sie am Morgen danach für ihre Gastgeber ein paar Abschiedslieder auf der Terrasse anstimmten, kräht ein Gockel mit.
Danach studieren sie die Landkarte – und haben die Qual der Wahl: Durchs Moor Richtung Eggstätt? Heute schon an den Chiemsee zum Baden? Oder doch nach Truchtlaching, weil die Gastgeberin dort ein Fischlokal empfohlen hat? Truchtlaching macht das Rennen – auch mit der Aussicht auf einen erfrischenden Sprung in die Alz. Los geht es. „Ui, Wanderfrauen“, staunt ein Radler. Die vier ziehen alle Blicke auf sich. Auch wenn das Gewicht in etwa gleich verteilt ist – 17 Kilo schleppt jede – Anna mit ihrem Cello auf dem Rücken sieht, wie sie selber weiß, „echt brutal“ aus. Eva hat ihre Violine und Friederike ihre Viola im Rucksack, Barbara ist Sopranistin. Auf die Plastikhülle Ihres Cellos hat Anna ihren Bikini gebunden – zum Trocknen. Sie erklärt was sie sonst noch dabei hat: Drei T-Shirts, eine Hose, Flipflops. Musiziert wird in einem leichten Sommerkleid (der einzige „Luxus“) und in Wanderstiefeln. Zum Abschlußkonzert am Samstag bringen die Eltern die schwarzen Abendkleider und die guten Instrumente nach. Von Jahr zu Jahr wurde das Gepäck abgespeckt. Auch einen „Notfallgroschen“ hatten sie nur bei der ersten Tour dabei. Eva hat an ihren Rucksack eine angeschnittene Salatgurke angebunden: Ein Geschenk von einer netten Frau am Obinger See.
„Wir treffen auf so viele offene Herzen. Ich glaube, dass wir in den Menschen ganz viele Sehnsüchte wecken“ sagt Barbara. Einmal, so erzählen sie, seien sie an einer Hochzeitsfeier vorbeigekommen. Spontan spielten sie ein paar Lieder, dafür durften sie sich am Hochzeitsbüfett bedienen. Ein Geben und Nehmen sei es, betonen sie. Für Essen und eine Übernachtung geben sie Musik, Zeit, Freude und schöne Momente zurück.
Was sie damit meinen, wird deutlich, als sie den „Neuwirt“ in Truchlaching erreichen: „Ja, wer seid’s den Ihr?“, fragt die Wirtin. „Wir sind Musikerinnen auf der Walz, die gerne für Ihre Gäste spielen wollen „, erklärt Barbara. „Und dafür kriegt’s Ihr von mir einen Fisch“. Mit Liedern wie „Am Brunnen vor dem Tore“ oder „Kein schöner Land“ kommen die vier im Biergarten gut an. Schon nach wenigen Minuten spricht sie eine Frau an: „Uns gefällt’s, dass Sie solche Idealisten sind. Da wollten wir Ihnen eine Flasche Wein ausgeben – soll’s rot oder weiß sein?“ Ein Ehepaar legt beim Verlassen des Biergartens einen Geldschein auf den Notständer. „Wir haben heute Hochzeitstag. Und Ihr habt’s uns so eine Freude gemacht“, sagt die Frau. Als Dankeschön bekommen die beiden ein schönes Liebeslied. „Ihr könntet’s ja mal zu uns nach Altötting wandern“, regt eine Frau an. Viele erkundigen sich, wer die vier denn sind. Und alle werden für diesen Samstag eingeladen – zum großen Konzert um 16.30 Uhr auf der Fraueninsel.
Doch als größter Fan an diesem Tag entpuppt sich die Wirtin vom „Neuwirt“, Irene Schadhauser. „Ihr seid’s alles zu Fuaß unterwegs? Mit dem Teil?“, fragt sie und deutet lachend auf’s Cello. Ein paar Lieder später steht sie wieder da. „Ihr seid’s verrückt. Ihr gfallt’s mir. Wo schlaft’s Ihr denn heut‘? Wollt’s da bleiben? Ich hab ein großes Zimmer frei.“ Die vier Musikerinnen sind perplex. Um 14 Uhr haben sie bis dato noch nie ein Quartier für die Nacht gehabt. Aber ja, klar wollen sie bleiben. Zumal die Wirtin auch noch ihr Schlauchboot für eine Paddeltour auf der Alz anbietet. Wenig später räumt sie die leergeputzten Fischteller ab und bietet einen Espresso an. „Jetzt bricht der Luxus aus“, seuftzt Anna. Doch darum gehe es nicht. Die Wurstsemmel mit Radler, die die vier wenige Tage zuvor am Kiosk am Schnaitseer Weitsee bekommen haben, sei ebenso willkommen gewesen. „Die Leute müssen nicht aufkochen und Betten zur Verfügung stellen. Platz für sie Isomatten und eine Brotzeit reichen uns völlig“, erklärt Anna, „uns geht es um etwas anderes: den persönlichen Kontakt.“

Straubinger Tagblatt, 29.06.2010

– von Melanie Bäumel – Was braucht ein Musiker auf Reisen? Sein Musikinstrument und Notenblätter, vielleicht noch ein paar Klamotten und eine Zahnbürste. Mehr auch nicht, finden Sopranistin Barbara Schachtner und ihre Kolleginnen Eva Hennevogl  (Geige), Friederike Holzapfel (Bratsche) und Anna Reitmeier (Cello) und begeben sich Anfang August zu Fuß auf eine ganz besondere musikalische Tour zu Fuß von Dornwang nach Regensburg. Wie bereits im Vorjahr, als die Wanderschaft nach Landshut führte, läuft das Projekt der vier Musikerinnen unter dem Motto „Unterwegs“. Dieses Mal durchwandern die vier Frauen  den Landkreis Straubing-Bogen.

Der erste Versuch von „Unterwegs“ im vergangenen Jahr war für Organisatorin Barbara Schachtner und ihre Mitstreiterinnen ein großer Erfolg. Besonderheit an dem Projekt ist, dass die Geldbörse nur einen „Notgroschen“ enthält, die EC-Karte daheim bleibt und die Damen nur mit dem notwendigsten Gepäck spielen. Alles, was sie in der Zeit des Fußmarsches brauchen, „erspielen“ sie sich: Wer eine Übernachtung spendiert, der kann sich über Hausmusik freuen, und wer die Musikerinnen auf eine Brotzeit einlädt, für den musizieren sie ebenso. Natürlich wird auch sonst gemeinsam Musik gemacht, wann immer sich die Möglichkeit dazu bietet: In der Natur, in Cafés, unter Brücken und auf Plätzen. Ohne vorherige Planung, ganz spontan und für alle, die Freude daran haben.

Start der Tour ist am 8. August in Dornwang. Von dort aus marschieren die vier Richtung Mallersdorf. Am 10. August werden sie dort im Klosterbräustüberl erwartet. „Wir werden dort im Biergarten ein kleines Konzert geben und bestimmt viel zu erzählen haben“, berichtet Barbara Schachtner. Zuvor hat die muntere Truppe zwei Tage Zeit, um die 20 Kilometer Wegstrecke zurückzulegen. „Sollten wir es mit dem Gepäck nicht schaffen, nimmt uns vielleicht ein Bauer mit dem Traktor ein Stückchen mit“, hofft die Sängerin. Am 11. und 12. August wandern die Musikerinnen weiter nach Regensburg, wo die Gruppe ihren Straßenmusiktag einlegt und, natürlich ordnungsgemäß angemeldet, für musikalischen Genuss auf den verschiedenen Plätzen der Stadt sorgen wird. Von Regensburg wird weiter Richtung Nordwesten gewandert, und am 15. August schließt sich in Dornwang der Kreis: Dann findet im dortigen Pfarrgarten das große Abschlusskonzert statt.

Auch heuer möchten die Beteiligten, dass nichts geplant ist: Keine Hotels waren gebucht, keine Verabredungen getroffen. Alles, was sich zwischen Dornwang  und Regensburg abspielt, wollen sie ganz auf sich zukommen lassen. Im vergangenen Jahr stellte Barbara Schachtner fest, dass man so wenig braucht, um glücklich zu sein – und freut sich daher auch heuer wieder auf die Zeit „unterwegs“.